Jede Reise begann mal mit einem Schritt....

Jede Reise begann mal mit einem Schritt… so auch unsere Reisen nach Tansania. Vor einem Bericht über die frischesten Reiseeindrücke, soll jedoch nochmal ein Rückblick auf unsere ersten Schritte bisheriger Reisen und die Reflexion darüber, weshalb die Tansaniareisen so wichtig sind, getätigt werden.

-Hanna Hemeling 

2022 – war es dann endlich wieder so weit! Es sollte für uns seit zwei Jahren das erste Mal wieder nach Tansania gehen. Als Reisezeitraum war die zweite Septemberhälfte dieses Jahres ausgewählt worden. Nun mit dem 24.10.2022 als Datum lässt sich auf die Reise zurückblicken und mit Dankbarkeit berichten, dass sie wieder ein großer Erfolg war!

Bevor hier allerdings über die neuesten Reiseeindrücke berichtet wird, sollen auch an dieser Stelle nochmal die Ergebnisse unser Reflexion über die Notwendigkeit unser Reisen nach Tansania festgehalten werden. Diese Reflexion haben wir in einer gemeinsamen Diskussionsrunde vor der diesjährigen Reise durchgeführt; ihre Ergebnisse waren für uns alle sehr bereichernd und lassen sich auch gut vor dem Hintergrund der durchgeführten Reise nochmals vor Augen führen.

Zunächst die Frage, was unsere ersten Eindrücke in Tansania waren?

Wir wurden immer unmittelbar nach der Ankunft von den Schwestern und den Kindern herzlich begrüßt. Die Kinder umringten uns neugierig und begeistert, alle farbenprächtig gekleidet. Es war überwältigend.

Die Beziehung zu den Schwestern war  von Beginn an durch gegenseitiges Vertrauen geprägt, da wir uns schon durch die Telefonate und frühere Besuche kannten. 

Zu Beginn wurde die Atmosphäre tatsächlich als recht hierarchisch und unentspannt  wahrgenommen. Durch die gemeinsam verbrachte Zeit wandelte sich das allerdings immer  mehr, die Unbefangenheit im Umgang miteinander wuchs und die Kommunikation wurde  zunehmend einfacher und offener miteinander.

Wie gestaltete sich der Reisealltag vor Ort?

Der Tag begann stets früh in Tansania. Er hatte seinen Start zwischen 07.00 Uhr und 07.30 Uhr, auch, weil die Kinder auf dem Konvent schon um 07.00 Uhr ihren Tag mit Gesang und  Gebet im Innenhof starteten und auch der natürliche Wecker durch einen Hahn direkt nebenan funktioniert gut.

Nach dem Frühstück, was meist aus angebratenen Toast, manchmal Eiern, Pfannkuchen und  angebratenen Wurzeln oder Kochbananen und Kaffee bestand, wurde dann gleich die Arbeit  an den Projekten sowie mit dem sonstigen Tagesprogramm gestartet.  

Nach dem Mittagessen – meist Avocado oder Suppe und dazu ein Hauptgericht - wurde ich stets etwas müde und die Stimmung um die Mittagszeit war durch die Mittagshitze recht  drückend, was möglicherweise mit der Äquatorsonne zusammenhängen könnte. Als  Abendessen gab es dann verschiedenste Gerichte; beispielsweise Salat, Reis und Fleisch,  welches es extra für uns als Zeichen der Gastfreundschaft gab. Zu den Gerichten gab es  Tomatensoße oder Pilipili – eine selbstgemachte Chilisauce hergestellt aus Chili aus eigenem  Anbau.

Nach dem Essen wurde dann häufig noch mit den Schneiderinnen auf dem Konvent  gespielt und es bot sich der zeitliche Freiraum, die Eindrücke des vergangenen Tages nochmal  auf sich wirken zu lassen und zu verarbeiten. Das Erlebte war doch meist intensiver als ich es mir hätte vorstellen können, und ich war geprägt von Nachdenklichkeit über die sehr bescheidenen Umstände, in denen die Menschen in Tansania leben und auf der anderen Seite von der Faszination über die gute Laune und Lebensfreude, die die Menschen trotz dessen an den Tag legen. Anschließend ging es dann auch gar nicht allzu spät ins Bett, da der nächste Tag wieder früh starten sollte.

Das Essen für die Reisenden wurde stets von Sr. Monica und Angela zubereitet und war  bedingungsloser Ausdruck der umfassenden Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht  wurde.


Waisen und Halbwaisen, die wir betreuen, stehen im Zentrum unserer Arbeit. Deshalb nun die Frage, wie denn eigentlich der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen vor Ort war? 

Grundsätzlich waren die Kinder sehr begeistert und zeigten sich sehr offen.

Der Umgang miteinander war zunächst von einer frontalen und hierarchischen Struktur geprägt. Dies änderte sich allerdings mit der Zeit. Durch Projekte wie dem Selfie-Video Projekt, welches den Kindern zunehmend Zugang zu Dialog ermöglicht und ihnen eine eigene Stimme gibt, oder aber dem „Glücksprojekt“, in dem die  Kinder Bilder malen durften, kamen spannende Gespräche zustande. Die Projektarbeiten in den Schulen fanden in Räumen statt, die sich stark von Schulen in Deutschland unterschieden. Teilweise hatten die Fenster keine Fensterscheiben oder der Unterricht fand direkt unter dem freien Himmel statt. 

Welche Auswirkungen  hatten unsere Reisen nach Tansania bisher?  

Die Projekte vor Ort erfuhren durch jede Reise  eine starke Weiterentwicklung.  Durch die täglichen Workshops mit den Schwestern lernten wir uns menschlich in unseren unterschiedlichen Zugangsweisen zu Problemstellungen kennen und kamen uns im Ringen nach Lösungswegen näher.  Es verbesserte sich beispielsweise die Budgetierung. Auch die Erstellung und der Transfer von Daten in speziellen Formaten, die wir als gemeinnütziger Verein für die Anforderungen an das deutsche Steuersystem benötigen, erleichtern sich zunehmend. 

Wir konnten einen tiefen Einblick in die Sichtweisen der Schwestern auf das  Stipendienprogramm und den zielgerichteten Auswahlprozess von Stipendiat*innen für das  Programm gewinnen und uns darüber mit ihnen austauschen. 

Während der letzten Reise wurde das Videoprojekt ins Leben gerufen. Dies lässt vor Ort    Videos und Fotos entstehen, die für unsere Arbeit wertvoll sind, weil wir damit die Spender*innen informieren und unseren Social Media nähren können.  

Doch nicht nur auf die Projekte vor Ort haben die Reisen Auswirkungen gehabt. Auch bei den  Mitreisenden hinterließen sie stets Spuren. Viele berichteten, dass sie sich dem Projekt durch  die Reise noch mehr verbunden fühlten und die persönliche Erfahrung vor Ort absolut  prägend für das eigene Engagement waren. Die Mitgereisten legten nach der Reise einen  höheren Grad an Professionalität und Vorkenntnis bei ihrer Arbeit für die Arbeit im Verein an den Tag; einerseits aufgrund der kennengelernten Arbeitsweise der Schwestern, andererseits durch die tieferen Einblicke in die Projekte und das daraus resultierendes bessere Verständnis, das sie erhielten.

Zu den eindrücklichsten Momenten, die dabei in Erinnerung hängen blieben, gehört die Erkenntnis, was für einen langen Schulweg Kinder aus Tansania auf sich nehmen müssen und auch wollen, um eine Schulbildung zu erhalten. Und selbstverständlich war auch die  Lebensfreude und Zufriedenheit mit nur wenig Besitz der Menschen in Tansania sehr eindrucksvoll.

Die  umfassende Gastfreundschaft der Menschen in Tansania blieb ebenfalls im Nachklang  besonders hängen, gerade da die Menschen stets großherzig gaben, obwohl sie selbst  beispielsweise nur wenig Lebensmittel zur Verfügung stehen hatten. 

Ein weiteres Mitbringsel aus der Zeit ist die Ansicht „Rege dich nicht länger als 5min über etwas auf, an das du dich in  5 Jahren nicht mehr erinnerst“. 

Die Reisen wurden insgesamt also ein wertvoller Referenzpunkt für das persönliche Erleben.  Sie haben zur Vielfalt der persönlichen Lebenserfahrungen beigetragen und wertvolle  Perspektiven eröffnet.  

Auf die Frage, ob man nochmal gerne an der Reise nach Tansania teilnehmen würde?  wurde stets mit Zustimmung geantwortet. Dies ist vermutlich schon aus den vorangegangenen Zeilen abzuleiten. Als Antwort auf die Frage wurden zudem noch verschiedene Gründe  genannt; so beispielsweise auch die Neugier, zu sehen, was sich in Tansania verändert hat und damit die Wirkung der Arbeit direkt vor Ort mitzuerleben.

Ein  wichtiger Motivator ist es, den Kontakt mit den Schwestern weiter zu pflegen und Projekte aufzufrischen oder neue umzusetzen.

Zuletzt wurde auch wieder der Einfluss, den eine Reise auf das persönliche Leben hat als Beweggrund  genannt: “Die  Reise ist bereichernd, erdet und lenkt den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben .”

Welche Vorsätze hätte man, wenn man sich wieder auf  eine Tansaniareise begibt? Zuallererst ist diese Reflexion hier eine ganz wesentliche  Grundvoraussetzung, damit die Reise für alle Beteiligten gewinnbringend ist. Sie führt zu dem Bewusstsein darüber, was für eine einzigartige Möglichkeit eine derartige Reise nach Tansania ist und wie zentral  sie dafür ist, den gegenseitigen Austausch zu pflegen und zu intensivieren. Zudem ist das Vorhaben zentral, möglichst viele Schulen zu besuchen, an diesen wieder einen vielschichtigen Einblick zu erhalten und die geschehenen Veränderungen und Weiterentwicklungen zu  erkennen und einzuordnen. Hierbei ist der Austausch mit den Direktoren, Lehrern und  Stipendiaten unersetzbar.

Dies lässt sich nun natürlich sehr interessant mit den frischen Erlebnissen und Eindrücke vergleichen, die die diesjährig nach Tansania Reisenden gemacht haben….


Zum Abschluss nochmal die zusammenfassende Frage, weshalb es in unseren Augen so  enorm wichtig war und auch in Zukunft sein wird, unsere regelmäßigen Reisen nach Tansania zu unternehmen. 

In unserer Satzung haben wir an erster Stelle festgehalten, dass wir zum gemeinsamen kulturellen Austausch verpflichtet sind. Resultat diesen direkten Austauschs sind eine Steigerung und Intensivierung von Wertschätzung und gegenseitigem Verständnis. 

Das Prinzip der Authentizität hat bei uns schon immer einen hohen Stellenwert. Ganz getreu dieser Priorität sind wir uns darüber im Klaren, dass Authentizität nicht im digitalen Format geschaffen werden kann, sondern direkten persönlichen Kontakt erfordert.

Zentral dafür ist es, auf Augenhöhe mit den Menschen in Tansania zu arbeiten und nicht ein Gefühl des Ungleichgewichts oder eines „Von Oben Herabs“ unsererseits zu erzeugen. Wir möchten den Menschen vor Ort Gehör verschaffen und dabei trotz der Distanz, die zwischen  Deutschland und Tansania liegt, nahbar und transparent bleiben. Die regelmäßige  Anwesenheit in Tansania erzeugt zudem Schaffensräume, die eine Schlüsselrolle dabei haben,  den Fortschritt unserer Projekte sicherzustellen und auch das Engagement hier in  Deutschland zu festigen und auszuweiten.

Für die derzeitigen Vereinsmitglieder sind die Reiseeindrücke wertvoll und ein direktes Feedback und Motivation für deren Engagement.