Bericht von Maximilian - Teil 14

14. Woche: Memory-Book Seminar

Diesen Freitag wurde wie geplant das Memory-Book Seminar auf dem Konvent der Schwestern in Nyaigando mit 20 eingeladenen und vollzählig erschienen Eltern abgehalten.

Die Schwestern haben großartige Arbeit geleistet. Ich habe ihnen über 20 Seiten Word-Material für die Erstellung des Seminars zur Verfügung gestellt, welches sie in kürzester Zeit in Swahili übersetzt und auf Poster zusammengefasst haben. Die Resonanz von den Eltern, die selber viele eigene Ideen für die Umsetzung eingebracht haben, war sehr ermutigend und so können wir uns in Zukunft überlegen, das Seminar auch in anderen Orten des St. Therese-Ordens in Tansania einzuführen.

Ich habe dem Seminar einige Stunden beigesessen und obwohl ich fast kein Wort verstanden habe, war es ein gutes Gefühl, die theoretische Idee des Memory-Books nun in der Realität umgesetzt zu sehen. Andererseits war es anfangs auch ein bedrückendes Gefühl zu wissen, dass alle diese Eltern AIDS haben und in absehbarer Zeit (Monate-Jahre) sterben werden. Auch ging ich davon aus, dass die Eltern vielleicht Hemmungen haben werden, sich den Anderen gegenüber zu öffnen, da der eigene Tod und der daraus resultierende Umgang mit den eigenen Kindern ein sehr belastenden Thema ist. Doch anscheinend hat das Wissen, dass sie in dem Seminar alle in demselben Boot sitzen, etwas Erleichterndes und hat den Eltern geholfen, offen über ihre Bürde zu sprechen.

Dariananyesi

„Solidarität mit Waisen“ überlegt sich, Dariananyesi, die bei den Schwestern erfolgreich zur Schule gegangen ist, das Studium an einer Universität in Daressalam zu finanzieren.

Um einen umfassenden Eindruck von Dariananyesi zu bekommen, bin ich mit einem Freund zusammen in ihr 70km weit entferntes Dorf Kabale gefahren. Es war eine sehr schöne Strecke, die häufig direkt am Viktoria-See entlangführte und, (das ist das allerwichtigste!!), durchgehend geteert ist. Bis auf einen korrupten Polizisten, der mich nach einem Papier bezüglich meines Motorrads gefragt hat, welches überhaupt nicht existiert, verging die Fahrt reibungslos und ich bin ohne „Bußgeld“ davongekommen. Wenn man so offensichtlicher Korruption gegenübersteht, hat man die besten Chancen, wenn man zugleich sehr selbstbewusst auftritt und bei jeder Frage absolute Höflichkeit wahrt, um den Polizisten nicht zu provozieren.

Um das Dorf von Dariananyesi zu erreichen, musste ich im letzten Teil der Strecke auf die typische, ungeteerte afrikanische Straße ausweichen, die sich weit abseits der Hauptstraße durch die Hügellandschaft nach Kabale schlängelt. Dass ich einen Beifahrer auf dem Rücksitz hatte, vergrößerte meine Angst, auf dem steinigen Schotter-Weg mitten im Nichts einen Platten zu bekommen, da man dann das Motorrad stundenlang zur nächsten Werkstätte hätte schieben müssen.

Doch kamen wir glücklicherweise ohne Unfall und Platten bei Dariananyesi an. Ich bekam die Chance, ihre gesamte Familie kennenzulernen, sie bezüglich ihrer Zukunftsaussichten/Chancen zu interviewen und einige Fotos zu schießen.

Erstellung von Profilen

Damit sich unsere Spender in Deutschland ein genaueres Bild davon machen können, wen sie mit ihrem Geld unterstützen, habe ich letzte Woche Profile von 4 Waisen erstellt. Hierfür habe ich 2 Mädchen aus der Schneiderei-Ausbildung und 2 Jungs aus der Schreinerei-Ausbildung interviewt und sie gebeten, nach dem Motto „Was mir im Leben am wichtigsten ist“ eine Zeichnung zu erstellen. Diesem Wunsch sind sie mit großer Begeisterung nachgegangen und haben schöne Resultate erzielt. Im Folgenden werde ich exemplarisch das Profil, welches ich von Johannes Wilbard erstellt habe, präsentieren:

Name: Johannes Wilbard

Alter: 19                                                             

Kommt aus: Kashozi

Projekt: Schreinerei: 2009-2012 Johannes hat seine Mutter und seinen Vater im Alter von 6 Jahren an AIDS verloren. Seit diesem Zeitpunkt an lebt er mit seinen 3 Brüdern und seiner Schwester bei seiner Großmutter in dem kleinen Dorf Kashozi. Johannes kam erstmals 2003 mit den Schwestern in Kontakt, die sich regelmäßig  an den Schulen nach Waisen und stark benachteiligten Kindern erkundigen. Nach Beendigung der Grundschule wurde er 2009 in die Schreinerei-Ausbildung aufgenommen, welche er Ende 2012 abschließen wird.

Nach dieser Ausbildung möchte er sein eigenes Haus bauen und es mit seinen selbstgemachten Möbeln ausstatten. Zudem möchte er genügend umliegenden Grund kaufen, um selber Gemüse anzubauen und so ein wenig Geld zu dazuverdienen.

In seiner Freizeit unterstützt er gemeinsam mit seinen Geschwistern seine Großmutter so viel wie möglich in der Bewältigung des Alltags und der Bewirtschaftung des kleinen umliegenden Feldes. Ansonsten spielt er am liebsten gemeinsam mit seinen Freunden Fußball: Seine Lieblingsfußballclubs sind zimba (von Tansania) und Manchester UTD.

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Bericht von Maximilian - Teil 13

13. Woche: Memory Book

Die meiste Zeit in dieser Woche habe ich an der Umsetzung des Memory-Books gearbeitet. Nächsten Freitag wird Sr. Gaudentia, die den engsten Kontakt zu den Menschen in Dörfern hat, 20 Eltern die AIDS haben, zu einem Seminar einladen, in welchem ihnen die Zielesetzungen und Umsetzungsmöglichkeiten des MB erklärt werden. Ich habe dieses Seminar inhaltlich vorbereitet (hierzu habe ich eine hilfreiche Vorlage aus dem Internet gefunden) und liste im Folgenden einige Punkte/Fragen auf, über welche die Eltern im MB schreiben können:

  • Die Familiengeschichte
  • Genaue Daten über die Familienangehörigen
  • Religion – Woran glauben die Eltern?
  • Familientraditionen und besondere Ereignisse
  • Die Geburt der Kinder und frühere Jahre
  • Informationen über die Gesundheit des Kindes
  • Wo kann das Kind wichtige Dokumente finden (Geburtsurkunde, Impfungen, Ausweis etc..)?

Das Memory-Book gibt den Kindern nicht nur das Gefühl, dass sie einst eine Familie hatten, die sie geliebt und für sie gesorgt hat, sondern es hilft auf der anderen Seite auch den Eltern, offener über ihre Krankheit zu sprechen.

Die Schwestern stellen den Eltern kostenloses Schreibmaterial zur Verfügung und werden in Zukunft als Anlaufstation für die Eltern dienen.

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Bericht von Maximilian - Teil 12

12. Woche: Bodaboda

„Dieser Suizid-gefährdete Wahnsinnige fährt uns beide in den Tod!“ Solche Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man einem Bodaboda-Fahrer (Motorrad-Taxi) sagt, dass man in 20min an der Khamisi-Road in Kampala sein muss, um seinen Bus nach Bukoba zu erwischen. Es ist schon gefährlich genug, ohne Zeitdruck in Kampala ein Bodaboda zu nehmen. Wenn man es aber eilig hat und der Fahrer einen Gang zulegt, werden alle Verkehrsregeln gebrochen. So rast man über rote Ampeln, schrammt an Autos und Lastwagen vorbei, überholt links und rechts und muss sich ducken, wenn man unter der nach hinten hinausragenden Bananenfracht eines Lastwagens hindurchrast.

Obwohl ich mein Leben aufs Spiel gesetzt habe um diesen Bus zu erwischen, habe ich ihn verpasst. Er ist gegen meine Erwartung pünktlich abgefahren (das ist hier wirklich die Ausnahme) und ich musste 3 Stunden auf meinen Anschlussbus warten.

Als ich dann glücklich um 11 Uhr Nachts in Bukoba angekommen bin, habe ich mich riesig auf das Wiedersehen mit meiner schwarzen Freundin gesehnt: Mein Motorrad ruhte sich unversehrt bei den Schwestern in Rumuli,  Bukoba aus. Der Nachtwächter half mir beim Anschieben, da die Batterie etwas schwächelte und ich konnte liebeserfüllt zurück nach Nyshambia zurückfahren!

Bewerbung auf die afrikanische Art

Wenn man mit Afrikaner über Einkommensverhältnisse spricht, werden zuallererst die Politiker an den Pranger gestellt, die, solange sie an der Macht sind, so viel Geld wie möglich in die eigene Tasche stecken. Für den „einfachen“ Mann stehen die Berufschancen verhältnismäßig schlecht, wenn man keine Verbindungen nach oben hat. Diejenigen, die jedoch das Glück haben,  ein Familienmitglied in der Politik zu haben, können an teuren Universitäten studieren und anschließend direkt  in hohen und gutbezahlten Positionen arbeiten.

Solch eine Person habe ich während eines Bierchens an einer Bar am Viktoria-See kennengelernt. Ich wurde noch nie von einem nüchternen Afrikaner auf ein Bier eingeladen und war daher gespannt, womit er sein Geld verdient. Sein Vater war der ehemalige politische „Chef“ der Kagera-Region, welche einen Großteil des Grenzgebietes Tansanias mit Uganda und Rwanda umschließt. Er konnte auf einer privaten Universität in Daressalam studieren und wird bald in den staatlichen Dienst eintreten. Seit Vater ist seit kurzem verstorben, doch kann er mit dessen Pension ein recht angenehmes Leben führen. Seit Bruder arbeitet bereits im Staatswesen und entscheidet, in welchen Sektor der Staat sein Geld investiert.

Diejenigen, die jedoch von der Vetternwirtschaft ausgeschlossen sind, müssen häufig Monate umsonst arbeiten oder sich schon im Voraus die Arbeitsstelle erkaufen.

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Bericht von Maximilian - Teil 11: Uganda

11. Woche Kampala

Als ich am Samstag Nachmittag in Kampala ankam, traf ich eine Freundin, die an der „Kampala Music School“ studiert. An diesem Tag fand ein Tanzwettbewerb in der Universität statt, welcher sich am Abend in eine Disko verwandelte. Nachdem wir den restlichen Nachmittag schon bei dem Wettbewerb waren, gingen wir noch anschließend zusammen in Kampala weg.

Nachdem vor einiger Zeit Wahlen um den Einzug der Minister in das Parlament stattfanden, kam es im Stadtzentrum häufig zu gewaltsamen Protesten und ich nahm daher Quartier in einem Hotel, welches außerhalb der Gefahrenzone lag. In Kampala sind die Verkehrsvorschriften noch laxer als in Tansania und der Verkehr ist sehr dicht. Daher nimmt man hier grundsätzlich immer ein Motorrad anstatt eines Taxis, da man sich damit durch die Autos schlängeln kann und daher viel schneller vorwärts kommt (ist aber auch gefährlicher, da man ohne Helm fährt).

Es gibt hier in der Hauptstadt von Uganda viel mehr Wohlstand als in der ländlichen Stadt Bukoba und das ultimative Statussymbol ist es hier, einen Mercedes zu fahren. Die restlichen Möchte-Gern-Reichen kleben sich daher häufig einfach den Mercedes-Stern auf ihren Schrott-Toyota.

Mabira-Forest

Am Montag fuhr ich zu Freunden, die etwas außerhalb von Kampala das Hotel „Kingston Global Village“ in Najembe führen. Dort traf ich erfreulicherweise einen deutschen Studenten aus Berlin: Claudius engagiert sich vor Ort im Umweltschutz und unterstützt im Rahmen seiner Organisation APCCC einige andere Projekte im Gesundheitswesen. So besuchten wir tags darauf im nahegelegenen Ort Jinja ein Krankenhaus, in welchen er gerade versucht, Solar-Kocher an den Mann zu bringen.

Tags darauf machte ich für umgerechnet 3,50€ eine Privat-Tour durch den Mariba-Forst, der 300 km²groß ist. Er ist beeindruckend schön mit gewaltigen Bäumen, die teilweise über 60m hoch sind und mehrere Meter Durchmesser betragen. Man kann ihn nur auf vorgefertigten Trampelpfaden durchlaufen, da er mit seinem dichten Busch-und Lianengeflecht unpassierbar ist. Ich konnte sogar einige Meter an so einem Riesen-Baum emporklettern und einige Affen erspähen.

Der Wald ist gefährdet, da die im Wald lebenden Dorfgemeinschaften diesen illegal abholzen um Holzkohle herzustellen. Allerdings  haben diese Menschen keine andere Alternative, als auf diese Art illegal ihr Geld zu verdienen. So hat Claudius keine einfache Arbeit. Die Dorfbewohner, die jeden Tag darum zu kämpfen haben, dass genügend Essen für die Familie auf den Tisch kommt, machen sich natürlich keine Gedanken über Umweltschutz. So versucht er alternative Erwerbsmöglichkeiten für die Menschen zu finden (wie die Einbindung in die Fair-Trade-Gemeinschaft) um ihnen die wirtschaftliche Basis zu geben aus der Illegalität auszubrechen.

Rafting

Am Mittwoch machte ich die erste richtige „Touri-Aktion“ seit meinem Aufenthalt in Afrika: Rafting an der Quelle des weißen Nils in Jinja! Es war ein wahnsinnig intensiver Tag voller Adrenalin, der mit dem größten Sonnenbrand meines Lebens endete. Ich saß mit Claudius und 4 anderen Engländern und einem Guide in einem Schlauchboot mit welchem wir insgesamt 8 Stromschnellen durchfuhren. Begleitet wurden wir von einem Kameramann und 4 Kajak-Fahrern, die uns, wenn wir aus dem Boot fielen aus dem Wasser zurück zum Boot zogen. Insgesamt wurden wir an 4 von 6 Stromschnellen aus dem Boot geschleudert und teilweise sekundenlang (die einem sehr lang vorkommen können)  von der reißenden Strömung unter Wasser gedrückt !

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